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Herausforderungen auf dem Weg zur Smart City

Der erste Schritt ist oft der schwerste. Das gilt auch für Städte, die sich auf den Weg zu ihrer Smart City machen wollen. Doch um das zu erreichen, ist es nicht per se wichtig, möglichst viele Technologien zu nutzen, sondern diese durchdacht einzusetzen und ein passendes Mindset bei Entscheidern und Bevölkerung herzustellen.

Matthias Wieliki ist Fachbereichsleiter Zentrale Steuerung in Bad Nauheim und für die Verwaltungsdigitalisierung und Zukunftsthemen der Stadt verantwortlich. Des Weiteren ist er Host des Podcasts #SmartWeCan, in dem über Erfolge und Misserfolge bei der Umsetzung von Smart City Projekten gesprochen wird. Im Interview gibt er Antworten auf die Fragen, was eine Smart City ausmacht und Tipps, wie eine Stadt ihre Reise zur Smart City beginnen kann.

Matthias Wieliki ist Fachbereichsleiter Zentrale Steuerung in Bad Nauheim. Foto: Hessisches Digitalministerium

Als Frage zum Einstieg: Was versteht man unter Smart City?

Das ist jetzt eine sehr offene Frage. Das schreit nach einer sehr offenen Antwort. Smart City kann aus meiner persönlichen Sicht alles sein, was eine Stadt dazu befähigt, zukunftsfähig zu werden. Das ist nicht nur Technik, sondern das ist auch das Mindset, die Kultur und auch Steuerungsentscheidungen datenbasiert zu treffen. Auch der effiziente Ressourceneinsatz aufgrund einer Datengrundlage gehört dazu – das smarte Handeln einer Stadt, wenn Sie so wollen. Natürlich unter Zuhilfenahme von smarter Technologie. Aber Technologie ist eben nur ein Teil davon.

Das heißt, ein smartes Parkleitsystem macht eine Stadt noch nicht zur Smart City?

Nein, die Frage ist, was wird aus den Erkenntnissen dieses Parkleitsystems abgeleitet? Wie werden die Daten genutzt, um die Stadt zukunftsfähig zu machen und weiterzuentwickeln?

Was ist denn dann nötig, damit eine Stadt oder eine Region als „smart“ bezeichnet werden kann?

Eine Vision davon zu haben, wohin sich die Stadt entwickeln soll. Und die Fähigkeit zu haben, Technologie so einzusetzen, dass es diese Entwicklung unterstützt. Dazu gehört auch, Menschen dazu zu befähigen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, auf diesem Weg mitzunehmen und miteinzubeziehen. Das gehört auch dazu, wenn man den Aspekt der Bürgerbeteiligung und Co-kreatives Arbeiten mit Stadtgesellschaft denkt. Das sind die Bausteine, die eine smarte Stadt ausmachen.

Was sind die drei größten Herausforderungen, um eine Smart City zu werden?

Die größte Herausforderung ist, zuallererst das Mindset herzustellen – bei den Entscheidern genauso wie bei denen, die es umsetzen. Das ist die Kernherausforderung. Anschließend müssen die entsprechenden Ressourcen dafür aufgewendet werden. Gerade wenn wir über Technologie sprechen, ist es recht kostenintensiv.

Des Weiteren geht es darum, von bestimmten Mustern, die ich bisher an den Tag gelegt habe, Abschied zu nehmen. Dazu gehört unter anderem, Entscheidungen anders zu treffen als bisher. Nur weil die Datengrundlage da ist, bedeutet das ja noch nicht, dass das eine Relevanz hat in der Entscheidung. Auch das muss gelernt werden, vor allem im politischen Raum.

Und ganz wichtig: Smart City sollte nicht zum Selbstzweck eingeführt werden. Im Kern sollte immer die Lösung eines Problems stehen. Wir digitalisieren nicht, weil wir es können, wir messen nicht mit Sensoren, weil wir es können, sondern wir lösen ein Problem der Stadt. Wenn es hilfreich ist, dann nutzen wir dafür Smart City Technologie. Das ist eine zentrale Überzeugung, auch bei uns in Bad Nauheim. Wenn Technologie helfen kann, ist das gut. Und wenn nicht, muss man sich dem Problem anders näher.

Wie kann eine Stadt, die noch am Anfang ihrer Smart-City-Reise steht, so ein Mindset herstellen?

Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation! Und zwar: adressatengerecht, adressatengerecht, adressatengerecht! Die Leute da abholen, wo sie stehen. Die Dinge, die tatsächlich manchmal ein bisschen technisch oder komplex klingen, einfach erklären, um den Nutzen herzustellen.

Und wenn man schon auf dem Weg zur Smart City ist, was sind dann die drei größten Herausforderungen?

Die vorher genannten, weiter zu bearbeiten. Die sind ja nicht erledigt. Das heißt, es muss nach wie vor um Offenheit geworben werden, es muss nach wie vor dafür gesorgt werden, dass die Entscheider in der Politik den Weg zur Smart City als nützlich erleben. Sie müssen es als sinnvoll erleben, dass dafür Ressourcen eingesetzt werden. Das ist ein stetiger Prozess, der nicht aufhört.

Welchen Rat würden Sie Kommunen geben, die noch ganz am Anfang ihrer Smart City-Reise stehen?

Loslegen! „Einfach machen!“ ist dieser sehr trivialisierende Slogan, den man dann immer wieder hört. Ich weiß, es gibt eine Menge Berührungsängste, es gibt eine Menge Vorbehalte und es gibt eine hohe Komplexität, die ebenfalls Distanz aufbaut. Dann „Einfach machen!“ zu sagen, ist schwierig.

Gleichzeitig glaube ich, dass wir in den Städten eine Kernkompetenz haben, die da heißt: „Wir wissen und verstehen, was die Menschen, die hier leben, bewegt!“ Wenn ich das als Kernkompetenz annehme und mir weiter Kompetenzen bewusst mache, dann kann ich auch den Mut haben, einen ersten Schritt zu gehen, der vielleicht auch nicht ganz in die richtige Richtung geht. Es kommt also darauf an, sich auf seine Kompetenzen zu besinnen, ein offenes Mindset und den Mut zu haben, es zu wagen. Dann kann ich sagen: „Wir starten! Auch wenn wir wissen, dass es herausfordernd ist.“ Das ist vielleicht eine etwas differenziertere Antwort als „Einfach machen!“. 

Vielen Dank für das Gespräch!

Demnächst folgt ein zweiter Teil. In diesem werden verschiedene Smart City Technologien aus der Stadt Bad Nauheim vorgestellt und ihr Zusammenspiel erläutert.

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